Ein Mann, ein Wort: Trotz der angedrohten Sperre des UEFA-Präsidenten Michel Platini hat Franck Ribery das Thema französische Nationalmannschaft endgültig abgehakt. Für den 31-jährigen Mittelfeldspieler von Bayern München kommt ein Comeback in der Equipe Tricolore, wie es Landsmann Platini zuletzt heftig gefordert hatte, nicht in Frage.
Nachdem sich in der letzten Zeit vermehrt UEFA-Präsident Platini im Fall Ribery zu Wort gemeldet und eine Sperre angedroht hatte, meldete sich nun Ribery selbst zu Wort. „In Zukunft möchte ich mich voll und ganz auf den FC Bayern konzentrieren. Mehr möchte ich zu diesem Thema nicht mehr sagen“, so Ribery zu den Kollegen der Tageszeitung „Die Welt“. Dies alles habe er auch Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps in einem Gespräch auch eindeutig mitgeteilt.
Platini droht Ribery mit Sperre
Michel Platini will dagegen einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft so nicht hinnehmen und hatte dem Bayern-Star gedroht, ihn für seinen Münchner Verein sperren zu lassen, wenn er zukünftig nicht mehr für die französische Elf auflaufen wolle. „Wenn Trainer Didier Deschamps ihn einlädt, muss er zur Nationalmannschaft kommen. Das ist in den FIFA-Statuten festgelegt. Wenn er nicht kommt, wird er für drei Spiele mit Bayern München gesperrt“, bekräftigt Platini sein Vorhaben.
Rummenigge sieht alles FIFA-konform
Doch damit nicht genug. Platini geht noch einen Schritt weiter: „Es ist nicht die Entscheidung der Spieler, ob sie zur Nationalelf kommen. Das ist die Entscheidung der Trainer. Franck Ribery kann nicht einfach selbst entscheiden, ob er für Frankreich spielt oder nicht.“ Für den 59-jährigen UEFA-Präsidenten ist es unverständlich, dass der Flügelflitzer zwei Jahre vor einer Europameisterschaft im eigenen Land aus der französischen Nationalmannschaft zurücktrete. Dies sei seiner Ansicht nach das Größte für einen Fußballer.
Ribery hingegen lassen die Drohgebärden von Platini kalt: „Es bleibt bei meinem Standpunkt. Mit der Politik, die jetzt darum gemacht wird, beschäftige ich mich nicht.“ Und Unterstützung erhält der kleine Franzose von Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge, der sich über die Warnung von UEFA-Präsident Platini in Richtung Ribery verständlicherweise verwundert zeigte. „Es ist doch alles geklärt“, so Rummenigge gegenüber der „Bild“, da der Offensivprofi die Situation schon längst mit dem französischen Nationaltrainer Didier Deschamps besprochen hätte. „Er wird doch gar nicht mehr eingeladen! Alles in Ordnung und Fifa-konform.“
Ist ein Rücktritt eines Nationalspielers bindend oder nicht?
Wenn man das ganze Geschacher um den Rücktritt von Ribery rein rechtlich betrachtet und die FIFA-Statuten hinzuzieht, in denen es nach Artikel 3, Anhang 1 (Seite 33) heißt: „Jeder Spieler, der bei einem Verein registriert ist, ist grundsätzlich verpflichtet, einem Aufgebot für eine Auswahlmannschaft des Verbands des Landes Folge zu leisten, dessen Staatsangehörigkeit er besitzt“, müsste Ribery streng genommen tatsächlich einer Einladung für die Nationalmannschaft folge leisten. Doch unabhängig von den Verpflichtungen nach den Statuten, sollte doch ein Spieler selbst frei entscheiden dürfen, ob er für sein Land spielen möchte oder nicht. Und auch ein Nationaltrainer dürfte kaum Freude an einem unwilligen Spieler haben. Man stelle sich vor, DFB-Trainer Joachim Löw ignoriert den Rücktritt von Philipp Lahm und lädt den Rechtsverteidiger weiterhin zum DFB-Team ein. Was sich viele Fans wünschen würden, ist aber absoluter Nonsense.
Falsche Behandlungen in Frankreichs Nationalteam?
Im Fall Ribery spielt sicherlich auch das verletzungsbedingte WM-Aus eine entscheidende Rolle. Aufgrund einer falschen Behandlung verpasste der technisch beschlagene Dribbelkünstler die WM in Brasilien. Nicht zum ersten Mal soll es zu Meinungsverschiedenheiten der französischen Nationalmannschaftsärzte und Bayern-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt über die Behandlungsmethoden für Ribery gegeben haben. Dem Bayern-Doc vertraue der Mittelfeldspieler zu 100 Prozent und dieser hatte bei entsprechender Behandlung eine Teilnahme von Ribery an der WM für durchaus denkbar gehalten.
Warum es derzeit soviel Trubel um den Rücktritt von Franck Ribery, zwei Jahre vor der EM in Frankreich, gibt, ist unverständlich. Zumal der französischen Nationaltrainer Deschamps erst vor kurzem erklärte, vorerst auf die jungen Spieler der WM 2014 setzen zu wollen, die sich bewährt hätten und auch die EM im eigenen Land spielen sollen.
Und wer weiß: Vielleicht überdenkt Franck Ribery seinen Entschluss ja noch einmal! Die Entscheidung sollte aber ganz aller er fällen.