Gerade erst hat sich Jerome Boateng den Traum vom Weltmeistertitel mit der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien erfüllt und schon hat der Innenverteidiger einen neuen vor seinen Augen. Der 26-Jährige möchte gern der erste farbige Kapitän werden, der eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft auf das Spielfeld führt. Allzu unwahrscheinlich ist die Erfüllung seines Traumes nicht, denn immerhin hat ihn Bundestrainer Joachim Löw erst nach der WM in den Kreis der Kapitäns-Vertreter von Bastian Schweinsteiger erhoben.
Wie der deutsche Innenverteidiger Jerome Boateng den Kollegen von der „Sport Bild“ verraten hat, wäre es für ihn „eine Riesenehre“, als erster dunkelhäutiger Spieler die Kapitänsbinde der DFB Auswahl zu tragen und ein A-Team auf das Spielfeld zu führen. „Einmal hatte ich sie kurz bei einem Länderspiel (2012 gegen Argentinien) am Arm, aber dennoch ist es etwas anderes, die Mannschaft auf den Platz führen zu dürfen“, erklärte der Abwehrchef des FC Bayern.
Boateng neben Neuer und Khedira als Kapitäns-Vertreter
Nach dem Rücktritt von Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm entschied sich Bundestrainer Joachim Löw für Bastian Schweinsteiger als neuen Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Doch dahinter sollen sich verschiedene Spieler als Stellvertreter bewähren und so die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden. Erst kurz vor der nächsten Europameisterschaft will Löw sich dann auf einen festen Stellvertreter festlegen. In den Kreis der Auserwählten wurden neben Manuel Neuer und Sami Khedira auch Innenverteidiger Boateng berufen, dessen Vater aus Ghana stammt.
Für Löw ist Boateng zu einer unverzichtbaren Größe in der Nationalmannschaft geworden, und dies nicht nur auf dem Platz: „Der Bundestrainer sieht, dass ich zwar keiner bin, der viel auf dem Rasen rumschreit, aber der mit der Leistung auf dem Platz Führungsqualitäten übernimmt“, so Boateng. „Es sollte eigentlich egal sein, welche Hautfarbe ein Mensch hat. Ich sehe mich als Deutscher und zeige das gerne.“
Boateng: Vom Heißsporn zum Kapitän?
Zu Beginn seiner Karriere galt Boateng als aufbrausend und temperamentvoll und war ein Heißsporn, der immer für einen Platzverweis gut war. Schon bei seinem Länderspieldebüt am 10. Oktober 2009 im entscheidenden WM-Qualifikationsspiel gegen Russland ging der gebürtige Berliner als erster Debütant in die Geschichte des DFB ein, der einen Platzverweis erhielt und mit der Gelb-Roten Karte vorzeitig zum Duschen geschickt wurde. Als Boateng nach nur einem Jahr bei Manchester City wieder nach Deutschland heimkehrte und zum FC Bayern wechselte, lastete ihm der Makel des arroganten und überheblichen Spielers an, der mit seiner leichtsinnigen Spielweise seine Trainer zur Weißglut trieb. Doch wieder einmal war es der ehemalige Bayern-Manager Uli Hoeneß, der Boateng einst den Kopf zurecht rückte.
Seitdem hat sich Boateng nicht nur auf dem Platz zu einem Leistungsträger bei den Bayern und der deutschen Nationalmannschaft entwickelt, sondern auch als Persönlichkeit neben dem Platz. Der athletische Verteidiger übernimmt Verantwortung und engagiert sich als Botschafter gegen Rassismus. „Ich habe erlebt, wie es ist, mit einer anderen Hautfarbe in Deutschland aufzuwachsen und meine Erfahrungen auch in der Jugend auf dem Fußballplatz damit gemacht. Ich hatte damals meine Eltern, mit denen ich das besprechen konnte. Es ist ein Thema, das aber leider auch im Fußball immer noch vorkommt. Umso wichtiger finde ich es, dass man es anspricht.“ Und so würde es nicht verwundern, wenn der gebürtige Berliner als erster farbiger Nationalspieler eine A-Nationalmannschaft von Deutschland auf das Feld führen würde.