7:0 gegen Gibraltar – Deutschland verabschiedet sich mit einem standesgemäßen Pflichtsieg in die Sommerpause, doch vor allem in der ersten Halbzeit hat der Weltmeister eine fast schon blamable Leistung gezeigt, in der die Amateure von der Affeninsel gute Chancen verbuchen konnten. Doch nach dem Seitenwechsel steigerte sich die Elf von Bundestrainer Joachim Löw deutlich und hat sich in der Gruppe D der EM-Qualifikation nun auf den 2. Platz hinter Polen vorgeschoben.
In Halbzeit eins vor 7.464 Zuschauern im portugiesischen Faro hat sich Deutschland alles andere als mit Ruhm bekleckert. Für den traurigen Höhepunkt sorgte DFB-Kapitän Bastian Schweinsteiger, als er in der 10. Minute mit einem viel zu lässig geschossenen Elfmeter, der einem Rückpass glich, an Gibraltar-Torwart Jordan Perez scheiterte. Es passte ins Bild, denn die DFB-Auswahl agierte in den ersten 45 Minuten über weite Strecken lustlos, während der krasse Underdog mutig aufspielte und dabei das ein oder andere Mal gefährlich vor Torwart Roman Weidenfeller auftauchte. Auch nach der Führung durch Andre Schürrle (28.) – Gibraltar lieb bislang noch nie so lange ohne Gegentor – wurde das deutsche Spiel nicht besser und sicherer. Im Gegenteil, fast hätte die Amateure den Ausgleich erzielt, doch Weidenfeller rettete gegen den freistehenden Jake Gosling. Kurz vor dem Pausenpfiff vergaben zudem Mesut Özil und Patrick Herrmann aus bester Position. Es passte ins Bild einer ganz schwachen Darbietung des Weltmeisters.
DFB-Torfestival in 2. Halbzeit
Nach dem Wiederanpfiff legte die DFB-Auswahl aber einen Zahn zu und kam schnell zu weiteren Toren. So bauten der schon im ersten Durchgang für den angeschlagenen Mario Götze (Pferdekuss) eingewechselte Max Kruse (47.), Ilkay Gündogan (51.) und Karim Bellarabi (57.) das Ergebnis binnen zehn Minuten auf 4:0.
Nach einer kleinen Verschnaufpause erhöhte Deutschland gegen die nun schwächer und müder werdenden Hobbyfußballer von Gibraltar wieder die Schlagzahl und kam durch zwei weitere Treffer von Schürrle (65. / 71.) sowie erneut Kruse (81.) zum letztlich standesgemäß Kantersieg von 7:0. Für die DFB-Elf war es der höchste Sieg seit dem 7:0 gegen Luxemburg Ende Mai 2006.
Gibraltar – Deutschland: 0:7 – Die Torschützen
- 0:1 Schürrle (28., Rechtsschuss, M. Götze)
- 0:2 M. Kruse (47., Linksschuss, Özil)
- 0:3 Gündogan (51., Rechtsschuss, M. Kruse)
- 0:4 Bellarabi (57., Rechtsschuss, Özil)
- 0:5 Schürrle (65., Linksschuss, Gündogan)
- 0:6 Schürrle (71., Rechtsschuss, Özil)
- 0:7 M. Kruse (81., Rechtsschuss, Schürrle)
EM-Quali Gruppe D: Polen weiter Erster – DFB-Team auf 2. Platz
In der Gruppe D der EM-Qualifikation hat sich Deutschland (13 Punkte) auf den 2. Platz vorgeschoben und liegt weiter in Schlagdistanz zu Polen (14), die gegen Georgien (4) einen 4:0-Pflichtsieg feierten. Keinen Sieger gab es in der Partie Irland gegen Schottland – 1:1. Die Schotten sind Dritter mit elf Zählern auf dem Konto, aber auch Irland (9) ist als Vierter weiter im Rennen um die EM-Tickets.
Am 4. September kommt es in Frankfurt nun zum direkten Duell zwischen Deutschland gegen Polen (20.45 Uhr live RTL).
Gibraltar – Deutschland: Stimmen zum Spiel
- Joachim Löw (Bundestrainer): „Mit der ersten Halbzeit waren wir alle nicht zufrieden, vor allem mit der Chancenverwertung. Da machen wir uns das Leben selbst schwer. In der zweiten Halbzeit waren wir dann konsequenter und konzentrierter. Ich bin in der Pause etwas deutlicher geworden. Dass wir uns selbst zu wenig belohnen und fahrlässig mit den Möglichkeiten umgehen, war ja zuletzt schon ein Thema.“
- David Wilson (Nationaltrainer Gibraltar): „Das war unsere beste Leistung in den bisherigen sechs Qualifikationsspielen. Wir hatten auch das Gefühl, dass wir heute ein Tor machen können, es hat leider nicht geklappt. Aber es ist unglaublich, wie viele Torchancen wir hatten. Wir haben dem Weltmeister Probleme bereitet, das ist ein großer Schritt für uns.“
- Bastian Schweinsteiger (Kapitän Nationalmannschaft): „Die erste Halbzeit war nicht so entschlossen. Das darf in der Art so nicht passieren. Wir haben viele Chancen gehabt, das ist das Positive. Ich bin froh, wenn Thomas Müller zurückkehrt und die Elfmeter schießt.“
- Ilkay Gündogan: „Wir haben das in der ersten Halbzeit nicht gut gespielt. Gibraltar stand sehr tief, das war nicht einfach für uns. Vielleicht haben wir Gibraltar auch ein wenig unterschätzt. Wir wollten in der zweiten Halbzeit eine Reaktion sein, das ist uns auch gelungen.“
- Sami Khedira: „Wir hätten zur Halbzeit 4:0 oder 5:0 führen müssen. In der zweiten Halbzeit haben wir es besser gemacht und Gibraltar wurde müde. Dann haben wir noch ein ganz gutes Ergebnis geholt. Jetzt kommen im Herbst die ganz wichtigen Spiel gegen Polen, Schottland und Irland.“