Wenn es nach den Buchmachern geht, dann lautet der Topfavorit auf den Gewinn der Europameisterschaft 2016, die vom 10. Juni bis zum 10. Juli 2016 in Frankreich stattfindet, Weltmeister Deutschland. Auch wenn die EM Qualifikation noch nicht einmal zur Hälfte gespielt wurde, haben die Wettanbieter die Quoten für mögliche Europameister schon veröffentlicht. Neben Deutschland werden die üblichen Verdächtigen wie Gastgeber Frankreich, Spanien oder Italien gehandelt.
Auch wenn sich die deutsche Nationalmannschaft derzeit in der EM Qualifikation nicht gerade mit Ruhm bekleckert und nach vier Spieltagen mit drei Punkten Rückstand auf Polen nur auf Platz drei liegt, gilt Weltmeister Deutschland bei den Wettanbietern als Topfavorit auf den Gewinn der EM 2016. Bei einem deutschen Titelgewinn würde man derzeit gerade einmal den vierfachen Wert seines Einsatzes wiederbekommen. Daran hat auch die erste Niederlage in der Länderspielgeschichte gegen Polen oder das enttäuschende 1:1 gegen Irland nichts geändert.
Auch wenn nach den Rücktritten von Philipp Lahm, Per Mertesacker und Miroslav Klose und den verletzungsbedingten Ausfällen von Marco Reus, Bastian Schweinsteiger, Mesut Özil und Mats Hummels wichtige Leistungsträger fehlten, wollte Bundestrainer Joachim Löw dies nicht als Ausrede für die schwachen Auftritte und Ergebnisse gelten lassen. Das machte Löw auch nach dem glanzlosen 4:0-Sieg gegen Fußball-Zwerg Gibraltar deutlich: „Ich hätte mir mehr erwartet von der Mannschaft, vor allem in der zweiten Halbzeit.“ Immerhin gelang mit dem 1:0-Sieg in Spanien ein versöhnlicher Abschluss des erfolgreichen Jahres, in dem mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft alle Erwartungen übertroffen wurden.
Deutschland könnte nach Spanien (2012) und Frankreich (2000) der dritte Weltmeister werden, der sich als amtierender Weltmeister mit dem EM-Gewinn den Coupe Henri-Delaunay sichert.
Trotz Krise: Spanien zweiter Topfavorit auf EM-Sieg
Und was ist mit EM-Titelverteidiger Spanien? Auch wenn die Iberer bei der Weltmeisterschaft schon blamabel in der Vorrunde die Segel streichen mussten, sind sie nach Deutschland der zweite Favorit auf den Gewinn des EM-Titels. Die Wettanbieter zahlen für die Titelverteidigung der „La Furia Roja“ den sechseinhalb fachen Wert des Einsatzes. Zudem wird Spanien besonders motiviert sein, denn mit einem Gewinn der EM könnten sie sich als erstes Team in der Geschichte der Europameisterschaft nach 2008 in Österreich und der Schweiz und 2012 in Polen und der Ukraine zum dritten Mal in Folge den EM-Titel sichern.
Doch die Mannschaft von Trainer Vicente del Bosque befindet sich nach den Rücktritten der Altstars Xavi, Xabi Alonso und David Villa im Umbruch und will mit neuen und jungen Talenten an die erfolgreichen letzten Jahre anknüpfen. Bislang ist das noch nicht ganz gelungen, denn in der EM-Quali liegt Spanien in der Gruppe C hinter Tabellenführer Slowakei nur auf Rang zwei.
Gastgeber Frankreich mit Heimvorteil
An dritter Stelle wird Gastgeber Frankreich eingestuft, was nicht nur an dem Heimvorteil liegen dürfte. Schon bei der Weltmeisterschaft in Brasilien präsentierte sich das junge französische Team sehr stark und scheiterte im Viertelfinale nur äußerst knapp am späteren Weltmeister Deutschland. Doch wie stark die „Les Bleus“ im eigenen Land sind, zeigt ein Blick in die Historie. Als Gastgeber konnten sie sowohl die EM 1984 als auch die WM 1998 gewinnen. Nun soll Teamchef Didier Deschamps den dritten Titel in heimischen Gefilden unter Dach und Fach bringen und die „Equipe Tricolor“ zum dritten EM-Titel nach 1984 und 2000 führen.
EM-Favoriten: Niederlande, Italien und England in Lauerstellung
Wie in den vergangenen Jahren reihen sich auch bei der nächsten EM hinter den schon genannten Topfavoriten die Niederlande, Italien und England in den engeren Favoritenkreis mit ein. Die Niederlande haben sich als WM-Dritter eine gute Ausgangslage geschaffen, so dass man noch das zehnfache seines Einsatz bei einem Titelgewinn herausbekommt. Zudem hat die Elftal von der letzten EM 2012 in der Ukraine und Polen noch einiges wieder gut zu machen, schied man doch ohne einen Punktgewinn in der Vorrunde hinter Deutschland, Portugal und Dänemark sang- und klanglos aus. Doch auch in der derzeit laufenden Qualifikation läuft es keineswegs rund, erreichte man in der Gruppe A aus vier Spielen bei zwei Niederlagen doch bislang nur sechs Punkte und ist nur Dritter. So muss in den kommenden zwei Jahren eine deutliche Steigerung her, will man bei der Titelvergabe ein gewichtiges Wort mitreden.
Italien enttäuschte hingegen bei der letzten WM auf ganzer Linie und fuhr schon nach der Vorrunde heim. Doch wie jeher zählen die Azzurri bei einem Großereignis zum Favoritenstamm. Auch England haben die Wettanbieter vor jedem Turnier auf der Rechnung, dabei feierten die Three Lions nur 1966 ihren einzigen Titel in der englischen Fußballgeschichte. Ebenso wie Italien schieden auch die Männer von der Insel bei der WM bereits in der Vorrunde aus und enttäuschten ihre Anhänger mit antiquiertem Fußball. Viel Hoffnung auf Besserung bietet der englische Nachwuchs nicht, auch wenn die Engländer bislang durch die Qualifikation spazieren.
Belgien als heißester Außenseiter
Als bester Außenseiter wird Belgien gehandelt, das schon bei der Weltmeisterschaft in Brasilien ordentlich für Furore sorgte und ihr Potential andeute. Dort schieden die „Roten Teufel“ nur sehr unglücklich mit 0:1 am späteren Finalisten Argentinien im Viertelfinale aus. Doch der Truppe von Trainer und Ex-Schalker Marc Wilmots wird viel zugetraut, verfügt er doch mit Eden Hazard, Thibaut Courtois, Vincent Kompany, Kevin De Bruyne und Romelu Lukaku über herausragende junge Spieler, die ihre Entwicklung noch keinesfalls abgeschlossen haben. Bei einem Sieg der Belgier bekommt man immerhin noch das zwölffache zurück, kein schlechter Wert für einen Außenseiter.