Kann Emre Can die Baustelle auf der rechten Abwehrseite in der deutschen Nationalmannschaft beheben? Gut vorstellbar, auch wenn der 21-Jährige bislang noch keinen Einsatz in der A-Auswahl bestritt. Doch angesichts seiner konstant starken Leistungen beim FC Liverpool und kometenhaften Aufstiegs der letzten Monate wäre Can eine sehr interessante Option. „Die EM 2016 ist mein nächstes Ziel“, spielt Can den Ball zu Bundestrainer Joachim Löw, der ihn schon für die anstehenden Länderspiele Ende März ins DFB-Team berufen könnte. Allzu lange sollte der Bundestrainer mit einer Einladung nicht warten, da es im Fall Emre Can noch einen Unsicherheitsfaktor gibt.
Seit Ende Dezember ist Emre Can beim FC Liverpool absoluter Stammspieler und aktuell aus der ersten Elf nicht mehr wegzudenken. Dabei kommt der Ex-Leverkusener und Ex-Münchner aber nicht auf seiner angestammten Position im defensiven Mittelfeld zum Zuge, sondern er übernimmt in der Abwehr-Dreierkette den Posten des Rechtsverteidigers. Für Liverpool-Trainer Brendan Rodgers erwies sich der Einbau von Can in die Defensive als echter Glücksgriff, stellt doch der gebürtige Frankfurter eine echte Verstärkung im Team der Reds dar. Und Rodgers ist voll des Lobes für den Deutsch-Türken, der sich einst nicht beim FC Bayern durchsetzen konnte: „Sein Tempo, seine Kraft, seine Fähigkeit, das Spiel zu lesen und seine Balleroberung sind beeindruckend.“ Darüber hinaus heben Experten seine Führungsqualitäten auf und neben dem Platz hervor.
Can: „EM 2016 ist mein nächstes Ziel“
Da in der deutschen Nationalmannschaft die rechte Abwehrseite bekanntermaßen zum Problemfall gehört, könnte sich Emre Can als Problemlösung erweisen. Hierfür müsste er von Löw aber erst einmal eingeladen werden. Can selbst hat den Sprung zum Nationalspieler fest im Visier: „Man muss im Leben immer Ziele haben. Die EM 2016 ist mein nächstes Ziel.“
Can bringt zweifelsohne alle Qualifikationen für die DFB-Auswahl mit. Er ist Stammspieler in der Premier League, hat seit seinem Wechsel im Sommer von Bayer Leverkusen (12 Millionen Euro) zu den Reds ordentlich Muskeln aufgebaut und verfügt über ein überragendes Fitness-Level, zudem ist er variabel einsetzbar. Beim DFB ist Can kein Unbekannter, durchlief er doch von der U15 bis zur U21, bei denen er aktuell noch zum Kader gehört, alle Nachwuchsmannschaften. Nun winkt das A-Team.
Can kein klassischer Rechtsverteidiger
Doch Can weiß, dass ganz allein der Bundestrainer entscheidet. „Ich werde mich wie bisher nur auf meine eigenen Leistungen konzentrieren und versuchen, mich in Liverpool aufzudrängen. Wenn mir meine neue Position dabei hilft, umso besser“, erklärte der Rechtsverteidiger. Der Shootingstar agiert aber nicht wie ein klassischer Verteidiger. „Als reinen Rechtsverteidiger würde ich mich dennoch nicht bezeichnen. Ich soll die Rolle sehr offensiv interpretieren und den Spielaufbau mit übernehmen.“ Auch das würde in das Spielsystem der DFB-Elf passen.
Zugleich macht der U21-Nationalspieler aber keinen Hehl daraus, dass auch für ihn die neue Position zunächst „überraschend“ kam, „da ich sie zuvor nie gespielt hatte und eigentlich eher im Mittelfeld zu Hause bin. In der Jugend spielte ich allerdings oft Innenverteidiger. Vielleicht war die Umstellung für mich deshalb nicht so schwer.“
Funkt die Türkei dazwischen?
Löw kann sich natürlich noch Zeit lassen, das Toptalent in den Kreis der Nationalmannschaft einzuladen. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass Can aufgrund seiner türkischen Wurzeln auch immer noch für die Türkei spielen kann. Das scheint aber eher unwahrscheinlich, da der variable Defensivspieler schon vor Jahren bei „Sport1“ untermauerte: „Ich spiele sehr gerne für Deutschland und möchte meinen Weg beim DFB gehen.“
Und wer weiß, vielleicht beginnt seine Karriere in der A-Auswahl schon in wenigen Wochen, wenn Ende März das Testspiel gegen Australien (25.3.) und das EM-Qualifikationsspiel gegen Georgien auf dem Plan (29.3.) stehen.