Deutschland Gibraltar 4:0 – EM-Qualifkation

Eigentlich sollte das EM-Qualifikationsspiel gegen Gibraltar zu einer Entschädigung für die letzten enttäuschenden Spiele der deutschen Nationalmannschaft werden und helfen, das Team aus ihrer kleinen Krise zu bringen. Doch nach dem schwachen und glanzlosen 4:0-Sieg der DFB-Auswahl über den Fußballzwerg, scheinen die Probleme größer zu sein als vor der Partie, was auch Bundestrainer Joachim Löw in seiner Analyse klar ansprach.

deutschland-gibraltar

Noch vor dem Spiel gegen Gibraltar hatte Löw von seiner Mannschaft ein Spiel gefordert, „das eines Weltmeisters würdig ist“. Dementsprechend offensiv hatte er sein Team aufgestellt und ließ es in einem 3-1-4-2 System agieren. Durch die Überzahl im Mittelfeld sollte der Gegner schon frühzeitig unter Druck gesetzt und mit Hilfe der zwei echten Spitzen Thomas Müller und Max Kruse sollten Torchancen am Band erspielt werden. In der Dreierkette spielten Shkodran Mustafi, Jerome Boateng und Erik Durm vor Torwart und Kapitän Manuel Neuer, während Toni Kroos das defensive Zentrum im Mittelfeld allein besetzte. Davor sollte im Mittelfeld Sami Khedira und Mario Götze sowie die beiden Flügelflitzer Lukas Podolski und Karim Bellarabi für Schwung sorgen.

Müller schlägt doppelt zu

Schon in der 4. Minute bot sich dem deutschen Team die Chance, mit 1:0 in Führung zu gehen. Mustafi passte von rechts ins Zentrum zu Khedira, der den Ball direkt mit der Hacke auf den freistehenden Müller weiterleitete, der das Spielgerät aber links am Tor vorbeischoss. Nachdem Gibraltar zum ersten Mal in der EM-Quali die ersten zehn Minuten ohne Gegentreffer überstanden hatte, schlug es in Minute zwölf erstmals im Kasten ein. Bellarabi schickte den hinterlaufenden Mustafi auf dem Flügel, der den Ball in die Mitte flankte, wo der Ball unglücklich für Torwart Robba vom Pfosten ins Zentrum zurückprallte und Müller eiskalt zum 1:0 vollendete. Nach weiteren ungefährlichen Torannäherungen fand Podolski vom linken Flügel aus den in der Mitte den freistehenden Müller, der abermals zum 2:0 traf (29.). In der 38. Minute erhöhte Götze nach einem tollen Doppelpass mit dem unauffälligen Kruse zum 3:0. Fast wäre mit dem Halbzeitpfiff noch der Anschlusstreffer gefallen. Durch einen simplen Einwurf an der Mittellinie wurde die gesamte Hintermannschaft der DFB-Elf ausgeschaltet und Liam Walker zwang Manuel Neuer mit einem fulminanten Schuss aus 35 Metern von Linksaußen zu einer Glanzparade.

Unkreative und uninspirierte zweite Hälfte

Viele der Zuschauer im Nürnberger Frankenstadion waren sich sicher, dass es nach der Pause zu einem regelrechten Angriffswirbel des Weltmeisters kommen würde und dabei noch das ein oder andere Tor herausspringen würde. Doch während die erste Hälfte noch ansatzweise überzeugend war, fiel dem Weltmeister in Abschnitt zwei fast gar nichts mehr ein.

Ideenlos versuchte die deutsche Nationalmannschaft zum Torerfolg zu kommen, spielte aber viel zu behäbig und langsam, so dass der Gegner keinerlei großen Probleme hatte, mit elf Mann im eigenen Strafraum erfolgreich zu verteidigen. So musste in der 67. Minute ein Eigentor nach Flanke von Podolski herhalten, um das Ergebnis auf 4:0 zu erhöhen. Auch danach zeigte das deutsche Team eine ganz schwache Leistung und erspielte sich keinerlei nennenswerten Torchancen mehr.

Hector feiert Debüt – Durm enttäuscht

Immerhin durfte Jonas Hector sein Debüt im DFB-Trikot feiern, als er in der 72. Minute für den abermals enttäuschenden Außenverteidiger Durm ins Spiel kam. Der BVB-Akteur war der schwächste Spieler in einer alles anderen als überzeugenden deutschen Elf. Zwar hatte Durm in der Defensive durchaus einige gute Aktionen, aber der Gegner war auch alles andere als ein Maßstab. Dafür hätte man sich mehr Offensivaktionen von Durm gewünscht, so wie es Mustafi auf der anderen Seite vormachte. Zudem fand er keine Bindung zu seinem Vordermann Podolski.

Löw: „Von einigen hätte mehr kommen müssen“

Besonders von den Spielern aus der zweiten Reihe zeigte sich Löw nach dem Spiel enttäuscht: „Von einigen, die heute ihre Chance bekommen haben, hätte aus meiner Sicht viel mehr kommen müssen, mehr Zug zum Tor, mehr Torabschlüsse.“ Immerhin hatte Müller nach dem Spiel die Treffsicherheit in puncto Ehrlichkeit beibehalten: „So ein Spiel ist für die Zuschauer nur eine zeitlang zu ertragen.“

Bleibt nur zu hoffen, dass im letzten Spiel des Jahres 2014 am kommenden Dienstag in Spanien (Spanien – Deutschland live 20.45 Uhr ARD) gegen den amtierenden Europameister, das Team eine andere Leistung zeigt und das Weltmeisterjahr würdig beendet.

Deutschland – Gibraltar: Reaktion & Stimmen zum Spiel

  • Joachim Löw (Bundestrainer): „Ich bin alles andere als zufrieden. Die Mannschaft hat die Erwartungen nicht in dem Maße erfüllt, wie wir uns das gewünscht haben. Wir wollen spielen wie ein Weltmeister, da sind vier Tore zu wenig.“
  • Manuel Neuer (Torhüter): „Wir wollen immer das Beste geben, aber es ist schwer, wenn da hinten ein Mannschaftsbus drinsteht. Das ist nicht so einfach. Wichtig war, dass wir in der ersten Halbzeit das eine oder andere Tor gemacht haben.“
  • Mario Götze (Torschütze): „Wir hätten uns ein höheres Ergebnis gewünscht, aber so tief wie Gibraltar stand, war das nicht einfach. Wir hätten mehr Tore machen und zwingender spielen müssen, das müssen wir uns ankreiden.“
  • Allen Bula (Nationaltrainer Gibraltar): „Ich bin sehr, sehr stolz, wie sich das kleine Gibraltar, der kleinste UEFA-Staat, gegen den Weltmeister gewehrt hat. Wir haben einigen den Mund gestopft, die behaupten, dass wir nicht verdient haben, hier mitzuspielen. Und jetzt kehren wir wieder zurück in unser normales Leben.“

Deutschland hinter Polen und Irland Dritter

Deutschland hat sich durch den 4:0-Erfolg in der Gruppe D vom 4. auf den 3. Platz, der zur Playoff-Teilnahme berechtigt, verbessert und hat nun 7 Punkte auf dem Konto. Polen, das souverän mit 4:0 in Georgien gewann, hat die Führung behauptet und nunmehr 10 Punkte auf der Habenseite. Dahinter liegt Irland (7 Punkte), die im Insel-Duell in Schottland mit 0:1 verloren, auf Rang zwei, während die Schotten (7) Vierter sind. Georgien (3) und Gibraltar (0) liegen am Ende der Tabelle.

Der 5. und somit nächste Spieltag in der EM-Qualifikation findet am 29. März 2015 statt. Dann gastiert Deutschland in Georgien, während es zwischen Irland und Polen zum Spitzenspiel der Führenden kommt.

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